Seit einigen Jahren lebe ich den Traum vieler Menschen: Mein Business läuft gut, mein Mann hat ebenfalls einerfolgreiches Unternehmen, wir sind frei, (weitgehend) ortsunabhängig und haben uns das Leben aufgebaut, von dem wir früher nur gesprochen haben.
Keine festen Wände, kein Gartenzaun, kein Hypothekenschreiben in der Schublade. Stattdessen: Airbnbs, wechselnde Ausblicke, neue Orte, alte Lieblingsplätze.
Gerade sitze ich wieder in einem Airbnb. In einem, das ich schon kenne, das fast schon „Zuhause“ geworden ist – so weit man das eben ohne festen Wohnsitz sagen kann. Und obwohl ich mir dieses Leben genau so aufgebaut habe, wie ich es wollte, klopft in letzter Zeit eine Frage an meine innere Tür:
Will ich das wirklich für immer so?
Oder: Fehlt mir doch etwas, das bleibt?
Vor ein paar Wochen habe ich ein Haus gefunden.
Nicht irgendeins.
Ein Haus in Portugal, zehn Minuten entfernt von meinem Lieblings-Paragliding-Spot. Direkt an einer Lagune. Ruhig. Wunderschön.
1,2 Millionen Euro.
Ein kleines Paradies, architektonisch leicht asiatisch angehaucht, mit einem großen Grundstück, auf dem alles wachsen darf – auch die Verpflichtungen.
Denn natürlich kommt mit so einem Kauf nicht nur das Haus, sondern ein ganzer Lebensstil.
Gärtner. Haushaltshilfe. Instandhaltung. Versicherungen. Verantwortung. Eine Lebensstruktur, die plötzlich hohes, regelmäßiges Einkommen nicht nur „nice to have“, sondern notwendig macht.
Und ich merke: Ich bin hin- und hergerissen.
Will ich mir das wirklich „leisten“ – im umfassendsten Sinn dieses Wortes?
Oder verliere ich damit genau das, was mir am wichtigsten ist: meine Freiheit?
Die stille Falle des Erfolgs
Ich musste dabei an einen Artikel denken, den ich kürzlich gelesen habe.
Ein Freund des Autors lebt in der „erschwinglichsten Stadt der USA“, verdient 500.000 $ im Jahr – und fühlt sich trotzdem gefangen. Weil der Lebensstil, den er sich aufgebaut hat, inzwischen ein selbstgewähltes Hamsterrad ist. Teure Autos, Privatschule, Country Club. Alles da. Aber Freiheit? Fehlanzeige.
Das hat sehr stark mit mir räsoniert.
Denn genau das ist die perfide Dynamik von Lifestyle-Inflation: Du gewöhnst dich an mehr.
Und wenn du in jedem Lebensbereich aufrüstest, verlierst du schnell die Beweglichkeit, die dich ursprünglich frei gemacht hat.
Die Dinge, die du besitzt, beginnen, dich zu besitzen. Und plötzlich arbeitest du nicht mehr für deine Träume, sondern um deinen Lebensstil zu halten.
Ich frage mich also: Was, wenn der nächste Schritt gar kein Fortschritt ist?
Was, wenn „mehr“ nicht das ist, was ich brauche.
Unsere eigene Regel für bewusstes Geldausgeben
Der Artikel sprach von einer Idee, die bei der Hochzeitsplanung entstanden ist: Die Regel der drei Dinge.
Man entscheidet sich bewusst für drei Lebensbereiche, in denen man nicht spart. Und in allen anderen bleibt man bewusst einfach. Kein „Überall ein bisschen“, sondern Klarheit: Was ist mir wirklich wichtig?
Mein Mann und ich haben unsere eigene Version davon gefunden. Auch wir haben unsere drei Prioritäten, in denen wir Geld investieren, ohne groß nachzurechnen. Sie helfen uns, nicht alles „aufzublasen“, sondern bewusst zu gestalten, was uns wirklich erfüllt.
1. Reisen mit Komfort
Wir buchen Business Class. Und die Airbnbs, die wir wirklich wollen – nicht die, die gerade günstig sind. Denn unterwegs zu sein ist unser Alltag, nicht unser Urlaub. Und unser Zuhause ist dort, wo wir gerade leben. Da darf es sich auch nach Zuhause anfühlen.
2. Investitionen in uns selbst
Sei es eine Gym-Mitgliedschaft, Coaching, Fortbildung oder finanzielle Weiterbildung – wir sehen diese Ausgaben nicht als Kosten, sondern als Beiträge zu unserer inneren Stabilität und Entwicklung. Das gilt auch für Investitionen, die langfristig unser Geld vermehren.
3. Dinge, die wir lieben
Ich geb’s zu. Wir sind Hobby-Hoarder. Wir lieben Hobbys und wir lieben Equipment für Hobbys. Gleitschirme. Fahrräder. Ein Atelier voller Farben. Wir gönnen uns, was unsere inneren Kinder glücklich macht. Auch wenn wir nicht alles brauchen – wir wollen uns ausprobieren. Dafür sind wir schließlich hier.
Alles andere? Bleibt bewusst schlicht.
Wir besitzen kein Haus. Keine Designertaschen. Unser Auto ist schick, aber vor allem praktisch.
Wir machen das nicht aus Verzicht, sondern aus Überzeugung.
Und jetzt?
Ich weiß noch nicht, ob wir das Haus kaufen.
Vielleicht ja. Vielleicht nein. Vielleicht irgendwann.
Aber ich weiß, dass ich diese Frage nicht mit „Kann ich mir das leisten?“ beantworten werde. Sondern mit:
„Passt das zu dem Leben, das ich wirklich leben will?“
Denn Geld kann viel kaufen, aber nicht das Gefühl, morgens frei zu atmen.
Nicht die Leichtigkeit, „Nein“ zu sagen.
Nicht die Möglichkeit, auch mal stehenzubleiben, wenn die Welt rennt.
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Fazit: Besitz kann befreien. Oder fesseln.
Die Frage ist nicht, ob du dir etwas leisten kannst.
Sondern: Was kostet es dich – emotional, energetisch, in deiner Freiheit?
Meine Empfehlung, wenn du gerade auf der Schwelle zu einem „Mehr“ stehst:
Setz dich hin.
Mach eine Liste.
Und frag dich:
“Wenn ich nur in drei Lebensbereichen richtig investieren dürfte – welche wären das?”
Denn nicht jeder Luxus ist Freiheit.
Aber jede bewusste Entscheidung ist ein Schritt in Richtung eines Lebens, das wirklich deins ist.
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